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Weinreise ins Bordeaux, der zweite Tag

An diesem zweiten Tag der Bordeaux Weinverkostungen und Chateau Besuche sollte es an das linke Ufer, genannt rive gauche, gehen. Die Weingüter die wir besuchen sollten waren da:

Château Palmer
Château Léoville Barton
Château Pichon Longeville Comtesse de Lalande
Château Haut-Marbuzet

An so einem Tag, wo uns 4 großartige Weingüter bevorstehen, waren wir alle im Kleinbus auf der Fahrt aus Bordeaux an dem Montagmorgen wieder einmal sehr gespannt, was da auf uns zukommen sollte. Zwei dieser Chateaus hatte ich bisher auch noch nicht besucht, somit stieg auch meine Spannung entsprechend meinen Erwartungen auf großartige Weine und interessante Weingüter im Medoc. Die Weinregion am linke Ufer ist geprägt von Cabernet Sauvignon, Merlot und Petit Verdot. Da also am linken Ufer die CS Trauben und auch der Boden dazu mit vielen großen und mittleren Kiseln aus der Eiszeit dominieren, werden die Weine hier ein wenig kantiger und rauher als am rechten Ufer. Los geht es also auf Ch. Palmer.
ch_palmer_schloss
ch_palmer_fasskeller
Ch. Palmer bewirtschaftet ca. 66 ha wo in diesem Jahr die letzte Ernte a, 12.Oktober 2016 mit dem Petit Verdot vollzogen wurde. Das Weingut ist seit 2009 Bio zertifiziert, und seit 2014 auch als Bio-dynamisches Weingut anerkannt. Wir verkosten 2 der klassischen Weine dieses Weingutes welches da sind:
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2011 Alter Ego (Zweitwein) mit 48% Merlot, 37% CS, 15% PV.
Sehr direkte Note in der Nase, würzig und mit hoher Dichte und Druck. Der große PV Anteil bringt einen interessanten  Anteil an kräftigen Noten und einem kräftigen Abgang. (16-17/20)

Der zweite Wein den wir verkosten ist der Grand Vin des Ch. Palmer aus 2007.
2007 Ch. Palmer, 49% Merlot, 51% CS, 7% PV.
Sehr florale und blumige Nase mit langem Nachhall. Dichte Note mit frischen Minzenoten und langem Abgang am Gaumen, welcher sich nachhaltig auf den Gesamteindruck legt. Sehr schöne Struktur und volle kräftige Noten am Gaumen, welche in komplexen Fruchtnoten sich langsam den Rachen hinunterzwengen. Sehr fein und absolut super. (18-19/20)
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Dann geht es im Kleinbus zum nächsten Weingut in der Region mit Namen Château Leoville Barton. Hier wird der Wein auf eine recht traditionelle, aber nicht desto weniger klassische Art und Weise produziert die uns wie folgt präsentiert werden sollte. Die alkoholische und anschließende malolaktische Vergärung passiert hier in ca. 10-14 Tagen im großen Holz, und anschließen werden die Wein direkt im kleinen Hilz, dem Barrique für ca. 3 Monate gereift, und dann nach einem Abzug und einer Schönung mit Eiweiß für weitere 10.16 Montae in den kleinen Holzfässern zur finalen Reife gebraucht. Wir bekommen hier auf dem Weingut drei Weine zur Verkostung welche da sind:
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2012 Mauvesin Barton mit der Cuvetierung 48% M, 35% CS, 14% CF, 3% PV.
Mechanische Ernte. Mit leicht grüner Note in der Nase, ein wenig leichte Schokonote und ein wenig Säure am Gaumen. (15/20)

2015 Longoa Barton,
Sehr feine weiche Nase, mit leichter süßlicher Note. Viel Frucht am Gaumen mit reifen Früchten  und recht frischen Noten am Ende des Gaumens im Abgang. (17/20)
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2015 Grand Vin Ch. Leoville Barton, 86% CS.
Sehr kräftige Nase. Sehr interessante kräftige Note mit Rauch und richtigem Feuer. Dicht und ausgewogen mit kräftigen Tanninen. Ausgezeichneter Abgang. (18/20)



Nach einem gemeinsamen Mittagessen im Restaurant Salamandre in Pauillac geht es zum Weingut Château Pichon Longeville Comtesse de Lalande.
Hier war ich bereits zweimal in den letzten Jahren auf einer Verkostung mit dem gleichen Veranstalter, jedoch hat sich auch hier das verdiente Geld der letzten einträglichen Jahre in einem enormen Investment in Keller und Vinifiziertechnik, sowie Gebäude-Investment niedergeschlagen. Das interessante an diesem Tag war, das die Ernte der roten Trauben, so Ende Oktober gerade kurz vorbei war, und wir somit die Vinifizierung der roten Traubensäfte live mitverfolgen konnten. Hier also ein paar wenige kleine Eindrücke aus den Kellern dieses Weingutes.
Der Weinsaft wird unter dem Tresterhut abgezapft und wie auf dem nächsten Foto zu sehen, wieder oben im Edelstahltank als Dusche darübergesprüht.
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Zu dieser eindrucksvollen Präsentation an Weinbereitung, welche uns gezeigt wurde, konnten wir auch hier, wie auf noch zwei weiteren großen Weingütern im Bordeaux, eine Maschine entdecken, welche mit Laser die Trauben der Ernte auslesen. Nach Aussagen des Weingutes werden die Trauben per Optik erkannt und können nach Größe, Form, Reife und Farbe per Laser erkannt werden und laufen in hoher Geschwindigkeit über ein Förderband, welches so konstruiert ist, das die als „falsch“ erkannten Trauben per Luftdruck aus der gelesenen Menge herausgeblasen werden.  Diese Laser-Trauben auslese Maschine kostet ca. 150 Tsd. € und sieht recht unscheinbar von außen aus:

comtesse_laserselektion

Nun zu den verkosteten Weinen die da waren:
2011 Reserve de la Comtesse, 43% CS, 49% Merlot, 18% CF.
Geschmeidige dichte Nase mit leichter florale Note. Noch recht strenge Note der Tannine, später leichtere Säure. Etwas leichte flüchtige Note am Gaumen. Runde Struktur und feine Komplexität mit weichen Noten (17/20)

2005 Grand Vin de Chateau, 64% CS, 29% M, 6% CF, 1% PV.
Wirkt noch immer jung in der Nase, gewürziger Geschmack am Gaumen. Sehr kräftige dichte Note mit Druck. Noch langer nachhaltiger Nachhall. Sehr feine komplexe Note mit viel Struktur und feiner Säurestruktur. (18-19/20)
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Zum Abschluss dieses Tages ging es zum Weingut Ch. Haut Marbuzet, welches immer noch im Familienbesitz ist und in den letzten Jahre auch so gut gewachsen ist, das es sich auf zwei weiteren Weingütern eingekauft hat. Dieses Familienweingut hat eine bewegte Geschichte in den letzten gut 60 Jahren hinter sich und begann 1952 mit gerade einmal 7 ha Weinreben, welche heute auf Haut Marbuzet zu inzwischen 75 ha angewachsen sind.

haut_marbuzet_ch

Auch hier war in den Kellerräumen noch die volle Ernte mit der Weintraubenverarbeitung im Gange und wir konnten ein wenig die Vorgänge der Verarbeitung beobachten.

haut_marbuzet_keller
Das zeigt sich zwar nicht in den Barrique Kellern, jedoch tobten dafür um s mehr die Mitarbeiter in den anderen Kellern mit der Presse, dem Trester der bereits vergorenen Trauben und diversen Edelstahlgeräten herum, die für die Weinbereitung notwendig sind.

Wir durften hier 4 Weine verkosten die sich wie folgt präsentierten:
2009 Ch. Layuga Dubose, 55% CS, 40% M, 5% PV.
Sehr reife Note in der Nase mit Frucht. Vordergründig wenig am Gaumen, aber dann sehr hoher Dichte und kräftig mit guten Tanninen und breiter langer Frucht am Gaumen. (16+/20)

2012 Ch. Chembert, 70% CS, 30% Merlot.
Weiche runde Note mit leichten Tanninen und Säurenoten  am Gaumen. Mittlere kräftige Note mit etwas spätem Anklang am Gaumen. (16/20)

2012 Ch. Haut Marbuzet, 50% Merlot, 50% CS.
Feine Nase und sehr weiche Note mit feiner fruchtiger Note und feiner Fruchtstruktur. Mit feiner Schokonote und hellen Noten am Gaumen. (16-17/20)

2013 Ch. Haut Marbuzet, 30% Merlot, 65% CS, 5% PV.
Bei etwas weniger Nase und recht guter Struktur. Sehr schöne Tannin und Säurestruktur, wobei der Gesamteindruck ein wenig verschlossen wirkt. (17/20)

Und auch hier im Bordeaux werden Experimente mit Betoneiern gemacht, was wir im Keller live mit diesem Foto belegen können:
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