Für den sechsten Tag meiner Weinverkostungen hatte ich nochmals eine Tour in der Gegend um Martinborough, genauer gesagt im Wairapara Tal gebucht, wo uns die Reise zu vier verschiedenen Weingütern bei Gladstone ind Martinborough führen sollte.
Ganz groß begann der Tag mit einem Besuch bei Karl Johner, der in 2001 eine Fläche von ca. 15 ha im Wairapara Tal in der Nähe der Ortschaft Gladstone gekauft hat und dort seither wohl als einer der Leitfiguren des Weinbaus hier im Süden von Neuseeland gilt. Im Gegensatz zu fast allen anderen Weinbauern in der Region war zu beobachten, das Johner seine Pflanzungen wesentlich dichter gesetzt hat als die Neuseeländer. Ebenso waren die Rebenzeilen frei von Unkraut und es wird auch eine Bodenlockerung vorgenommen, so das Luft und Regen besser an die Wurzeln der Pflanzen gelangen.
Bei Johner konnte ich 3 weiße Sorten, 5 rote Weine und 4 verschiedene Süßweine verkosten.
Die Weine im Einzelnen:
SB aus 2015 im Stahltank ausgebaut. Sehr typische feine aber kräftige Nase mit Zitronen und Greapfruit bei mittlerem Abgang. (16+/20)
SB aus 2014 auf der Hefe ausgebaut und für 7 Monate darauf vergoren. Eine sehr intensive und dichte Nase mit leichter Hefenote, aber sehr vielen Kräutern. Feine Gewürznoten nach Fenchel, grünem Staudensellerie, aber nicht unangenehm im Abgang. (16-17/20)
Pinot Gris 2015, etwas wenig Nase, feine Kräuternoten bei mittlerem Abgang. (15+/20)
Chardonnay 2014 mit feiner Frucht und recht langem Abgang. (15/20)
Dann ein Rosé vom Pinot Noir aus 2015, sehr feine und gute Säure mit voller Fruchtstruktur und mittlerem Abgang. (16/20)
Dann folgen die roten Sorten:
Ein Pinot Noir „Moonlight“ 2013 mit feiner einfacher Struktur und Frucht und leichter Säure. (15+/20)
PN 2014 von alten Reben. Die Reben standen bereits in den Weingärten als Johner diese 2001 gekauft hat und hier konnte sich die Vielfalt und Struktur eines älteren Rebstocks in seiner ganzen Komplexität im Wein widerspiegeln. 1 Jahr im Barrique, Feine gute Fruchtnote, sehr ausgewogen und rund, komplexe Struktur mit feinem lange, Abgang. (17+/20)
PN 2013 Reserve von noch älteren Stöcken, die bereits 1994/95 gepflanzt wurden. Sehr feine edle Burgundernase, schöne runde Note mit langen Abgang. (17-18/20)
Cuvée aus Merlot, CS und Malbec zu je ca. 30%. Eine kräftige süße Note m Gaumen verleiht diesem Cuvée eigentlich eine sehr typisch neuseeländische Note. (15+/20)
Und jetzt sollten 4 Süßweine folgen, alle aus der kleinen Flasche.
SB 2015, recht feine Süße mit kräftigen Zitronen Limonen noten (16+/20)
PN 2014, mehr süße Noten in der Nase, runder Geschmack und guter Abgang. (16/20)
Syrah 2015, verhaltene Nase mit sehr präsenter Frucht am Gaumen (16+/20)
CS 2014, mittlere Nase, schöne runde Frucht mit Erdbeeren, Himbeeren und leichter Säure am Gaumen. (16/20)
Nach einem kleinen Mittagsimbiß in einer mitten am Land gelegenen Verbindungsstraße steuerten wir das nächste Weingut an, welches wie die nahegelegene Ortschaft Gladstone heißt.
Die Patronin des Hauses stand im Verkostungsraum und sprach fast ohne Einhalt auf die bereits anwesenden 5 Gäste ein. Ich gesellte mich dazu und bekam prompt eine Verkostungsliste unter die Nase gehalten wo eine ganze Reihe verschiedener Weine aufgelistet waren.
Ich verkostete 6 weiße und einen Rosé, sowie 2 Pinot Noir, welche durch die Bank ordentlich gemacht waren, und so auch den großen Durchschnitt der Weingüter hier aus der Gegend widerspiegelten.
Herausragend zu erwähnen ein SB aus 2014 der mit komplexen Noten, sehr feiner Nase und etwas Säure in den Spitzen herausragte. Eine dichte Struktur mit langem Nachhall. (16-17/20)
Ein weiteres Weingut in der Ecke um Gladstone ist die Fairmont Estate, welche recht groß von der Anbaufläche wohl ist, aber nicht so richtig mit der Sprache raus wollte was sie wirklich unter Reben stehen haben. Ich verkostete 5 Weine con SB über Pinot Gris, Chardonnay und Pinot Noir.
Zum Abschluss des Tages sollte es wieder zurück nach Martinborough gehen, wo wir noch zu einem Weingut fahren sollten, welches von einiger Zeit an einen Chinesen verkauft wurde, der wohl ca. 10 Mio. NZ$ darin investiert hat, aber die Ergebnisse deswegen wohl auch nicht groß anders ausfallen, als bei anderen Weingütern aus der Region. Murdoch James liegt sehr schön auf einer kleinen Anhöhe am Rande eines Flusses und macht von außen, aber auch von innen einen guten Eindruck.
Bei der Verkostung gab es zunächst einmal 2 Rieslinge, die mich natürlich besonders interessierten. Der eine von 2011, der andere aus 2015. Beide hatte eine recht kräftige Frucht mit nur wenig Säure, aber entsprechend vielen Süßnoten, die mal wieder den typischen Neuseeländischen Weißwein widerspiegeln. Weiterhin konnte ich 2 SB, einen Cabernet Franc und dann die roten Sorten mit Pinot Noir, Syrah und auch einem Cuvée aus CS und CF verkosten. Zum guten Abschluß noch ein spät gelesener PN aus 2009, der sich Fortified nannte und nciht wirklich überzeugen konnte.
Das war’s dann aus der Region um Martinborough mit einer Menge interessanter Eindrücke auf den Weingütern, bei den Verkostungen, im Café am Eck und einem lange nicht so guten Espresso sowie Croissants die ich seit meiner letzten Frankreich Besuche nicht mehr gegessen hatte. Also gibt es hier nicht nur deutsche Winzer, sondern auch gute Bäcker mit bester Frühstücksgrundlage, was für die Verkostungen tagsüber nur förderlich war. Weiter dann in 2 Tagen aus Marlborough auf der Südinsel.