Am letzten und vierten Tag dieser sehr intensiven Weinreise sollte es in das Süßweingebiet Sautern, südöstlich von Bordeaux gehen. Durch die klimatischen Besonderheiten im Sautern, un den darum herum gelegenen Gebieten kann hier auf natürliche Art, durch die Botrytis, ein Süßwein entstehen, wie er sonst nur noch in der Region Tokay in Ungarn und in der Region um den Neusiedler See in Österreich entstehen kann. Die morgentlichen Nebel zur Traubenreifezeit im September, Oktober lassen den Pilz Bptrytis die Trauben so befallen, das das Wasser entzogen wird und sich der Zuckergehalt in den Trauben stark anreichert. Bei entsprechender Vinifizierung kann dann daraus ein Süßwein gekeltert werden. Trotzdem werden auch hier in der Region immer mehr trockene Weine geerntet und ausgebaut, wie ich später zum Weingut Yquem schreiben werde, denn rechtzeitig geerntet sind die Trauben heil, ganz normal für die Bereitung eines trockenen und frischen Weißweines.
An diesem vierten Tag ging es also zu folgenden Chateaus:
Ch. Yquem
Ch. Guiraud
Auf Chateau Yquem machten wir zunächst einen kleinen Rundgang durch die Anlage und dann einen Besuch in den Faßkellern wo gewaltige Mengen an Barriques lagern, die für jedes Jahr ca. 100.000 Flaschen reichen. Vom trockenen Weißwein auf Ch. Yquem, welcher „Y“ genannt wird werden ca. 10.000 Flaschen seit einigen Jahr erzeugt. Da ich bereits 2008/2009 und 2011 auf Ch. Yquem war, besuchten wir diesmal einen neuen Verkostungsraum, der hell, weiträumig angelegt ist und auf den Wänden mit dem Logo des Chateau versehen. Mehr dazu auf dem Bildern weiter unten. Verkosten konnten wir diesmal 2 Weine, welche der trockene „Y“ aus 2014 und der klassische Süßwein aus 2010 war.
Zu den einzelnen Weinen der Verkostung:
2014 „Y“, 75% SB, 25% Semillon. 7 gr. Restzucker.
10 Monate im Barrique. Sehr helles gelb. Sehr dichte feine Nase mit viel Druck. Pampelmouse. Recht kräftige Struktur am Gaumen mit mittlerer Säure. Lang anhaltender Nachklang. (17-18/20) ca. 135.- €
2010 Ch. Yquem, 138 gr. Restzucker
Farbe mittleres helles Gelb mit rötlichen und leicht grünen Tönen. Sehr feine Honignase, etwas Lichi, Aprikosen und Karamell in der Luft. Am Gaumen ein sehr runder und gescxhlossener Ansatz wie fast eine Praline die im Mund aufplatzt. Sehr langer Abgang mit feinen süßlichen aber auch leichter Säure in ausgewogener Form. Sehr sehr langer Abgang mit immer noch leichtem Säureanklang. (19-20/20)
Und dann ging es weiter zum Chateau Guiraud, welches zu einem gewissen Anteil auch der Familie Neipperg gehört, wo wir am Tag zuvor ja bereits auf dem Ch. Canon la Gaffelière zur Verkostung waren. Das Ch. Guiraud ist ein 1er Grand Cru Classée aus 1855, welches aber in den letzten Jahrzehnten eine recht bewegte Geschichte hinter sich hat. Erst seitdem es 2006 wieder neue Besitzer hat, kann es sich von der Qualität der Weine wieder langsam an die Klasse der weiteren Sautern Güter heranmachen. Auch hier war ich mit dem gleichen Veranstalter bereits mehrfach in den letzten Jahren was sich vielleicht auch in der Verkostung von diesmal 5 Weinen niederschlug. Das sollten in der Reihenfolge der Verkostung folgende Jahrgänge und Ausbau Sorten sein:
2014 Ch. Guiraud -„G“, trocken 50% Sem., 50% SB.
Frische helle Note in der Nase, mit leicht grünen Noten. Etwas flach und wenig Abgang. (15/20)
2013 Petit Guiraud, 65% Sem., 35% SB. (Zweitwein des Chateau)
Feine etwas dichte Nase. Schöne leichte Note für einen Süßwein. mit leicht grünen Tönen. (16/20)
2011 Ch. Guiraud, – alle Grand Vin mit 130 gr. Restzucker
Sehr feine Frucht und Nußnote am Gaumen mit noch recht heller Farbe. Sehr feine Note am späten hinteren Gaumen. (17/20)
2003 Ch. Guiraud
Honigfarbe, Karamell in der Nase. Sehr weich und rund am Gaumen. Für einen Wein aus dem sehr heißen Jahr 2003 präsentiert er sich ausgezeichnet. Man meint den Boden, das Terroir durchzuschmecken. Sehr feine Karamellnote. Super (18+/20)
1998 Ch. Guiraud
In der Nase ein mittelstarker Uhu Geruch. Der Wein scheint seinen Höhepunkt schon ein paar Jahre überschritten zu haben. Leichter Acceton Ton mit etwas oxidativen Noten. Somit leider ein etwas unsanfter Abschluss der Reise, was dem Gesamtbild aber keinen Abbruch tut. (14/20)
Mein erstes Fazit zu dieser Reise im Oktober 2016 kann folgendermaßen lauten:
Mit einer kleinen Gruppe von 7 Personen, inklusive Reiseleiter, kann es nicht nur auf den Weingütern bei den Verkostungen und den Besichtigungen sehr angenehm sein, sonder auch an allen drei Abenden, wo wir meist gemeinsam in ein Lokal gegangen sind, kann man sich viel zu den Weinen, dem Erlebten und den Spezialitäten der Region erzählen und erleben. Am ersten Abend ging es auf gut Glück einfach zu Fuß in die Altstadt und wir fanden recht schnell ein passendes Lokal mit einem großen Tisch für alle 7 Personen.
Am zweiten Abend ging es dann ins Bistro des Sommelier, wo ich in den vergangenen Jahren schon einige Male war und dort nicht nur das Essen konstant gut ist, sonder auch die Weinkarte mit den günstigen Preisen dein besonderes Highlight jeglicher Bordeaux Reisen.
Am dritten Abend ging es dann in ein neues Lokal, welches in die Richtung Asiatisch, aber ansich auch internationale Küche zubereitet. Hier im Restaurant Miles konnten wir ein ausgezeichnetes Menü verkosten, was dann in dieser Gruppe mit einigen Weinen begleitet wurde, die wir sonst auf den Weingütern ja nicht bekamen, denn in den Lokalen sind die Weine, welche wir auf den Chateaus besuchen kaum erschwinglich (außer im Bistro des Sommelier).
Zu erwähnen sein noch die ausgezeichnete Reiseleitung unter Peter Gallhofer mit seinem Reisebüro AOC Genusscréateure aus Wien.