An einem der vergangenen Samstag Abende besuchte ich mit meinem Bruder, zu seinem Geburtstag das 1* Lokal Werneckhof in München Schwabing. Dort koch seit ein paar Jahren der Japaner Tohru Nakamura und die Restaurantleitung hat vor einiger Zeit Julia Pleintinger übernommen. Reservierung übers Telefon eine Woche zuvor war unkompliziert und wir erreichten das Lokal pünktlich zu 19.30 Uhr am Abend als wir reserviert hatten.
Nach einer herzliche Begrüßung und der Platzierung am Tisch gab es gleich die erste kleine hochformatige Karte mit der Überschrift „Kulinarisch begrüßen wir Sie mit: Aji-Norirolle, Fritto Misto (Romanesco Dip) und Entenleber (Nashibirne).
Dann wurde uns die große Karte mit den Menüs gebracht, das bestellte Wasser serviert und auf Nachfrage auch die Weinkarte gereicht. Während wir noch die Speisen auf der Karte studierten wurden schon diese ersten drei Anuse Geule serviert, welche ausgezeichnet mundeten und richtig Appetit auf mehr machten. Wir nahmen jeder ein 5-Gänge Menü von verschiedener Zusammensetzung.
Dann folgte die zweite „Lage“ an Amuse Geule auf dem Tisch welche sich aus drei Schälchen zusammensetzte mit folgendem Inhalt:
Iberico Kinn (Feige und Sellerie), Chawanmushi und Dashi. Geschmacklich wieder eine Entdeckung und sehr ausgewogen, eben recht japanisch, aber mit geschmacklichen internationalen Einflüssen, da in Japan sicher noch weniger kräftig von der Gewürzseite her gearbeitet wird.
Wir hatten inzwischen unsere Menüs bestellt und dann hielten wir unsere Nasen in die Weinkarte, welche in einem ca. A4 Querformat daherkam und sich als recht umfangreich herausstellte. Kein Wunder denn der Werneckhof gehört zur Familie Geisel, welche im Königshiof auch den Weinhandel in der gleichnamigen Weinhandlung betreiben. Wir orderten eine Flasche aus Österreich vom Weingut Gross, welche uns zum angekündigten Menü als durchaus passend erschien. Und zum Hauptgang sollte es dann eine kleine Flasche aus dem Burgund sein vom Weingut Rossignol-Trapet, welche ebenso sehr gut als Abrundung zu den Speisen und dem Hauptgang passen sollte.
Mein Menü bestand also aus folgender Reihenfolge:
Provence Spargel I Gillardeau Auster, Leindotter und würzige Dashi
Steinköhler I Petersilienwurzel, Kapuzinerkresse und Herzmuschel-Sakejus
Rochen I Artischocke, Koriander und Pinienkerne
Lozère Kalb I Morcheln, Räucheraal und Kalbsschwanzkrokette
Erdbeere I Waldmeister und Dulce de Leche
Nach Abschluß mit dem Dessert gab es bei mir dann einen Espresso, wozu ein sogenanntes süßes Ende gereicht wurde, welches aus folgenden kleinen petit four bestand:
Madeleine, Macaron, Praline, Douglasien Joghurt und ein Honig-Haferchips
Das Lokal hat 2 Räume und ist von der Einrichtung her nicht wirklich modernisiert worden, sondern wirkt mit seinen vielen Holvertäfelungen wie aus der Mitte des letzten Jahrhunderts entsprungen, was aber der Atmosphäre eine wirklich komfortable Akustik und Geborgenheit vermittelt. Auch die Beleuchtung, welche sehr gezielt für die einzelnen Tische gewählt ist kann man sich ganz auf das was da aus der Küche präsentiert wird sich voll und ganz hingeben. Ein kleiner Beleg dafür ist dieses Foto eines knapp eingeschenkten Rotweinglases mit seinen Reflexionen auf der weißen Tischdecke.
Insgesamt eine sehr gelungener Abend mit einer ausgezeichneten Küchenleistung, welche ich noch höher bewerte als einen Michelin Stern, und ein Service, der weder aufdringlich noch irgendwie zu sehr zurückhaltend wirkte. Mit dem Sommelier kamen wir schnell ins Gespräch, da ein Stichwort zu dem Geschirr von meinem Bruder gleich der Auslöser war für eine weiterführende Unterhaltung auch in französischer Sprache.
Die Speisenfolge dieses 5 Gänge Menüs waren für mich sehr stimmig aufeinander abgestimmt und konnten mit seinen feinen Nuancen an Geschmäckern immer wieder neue Entdeckungen auf dem Teller hervorrufen. Nur war leider der Hauptgang bei mir mit dem Lozère Kalb ein wenig fest vom Fleisch und nicht wirklich zart wie Kalbfleisch.
Meine Bewertung: 18,5/20 Punkten