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Bordeaux Verkostung mit alten Jahrgängen

Anfang April in diesem Jahr sollte es einmal wieder eine sehr schöne Bordeaux Verkostung bei mir geben, wozu ich zwei gute handvoll Freunde eingeladen hatte, die dann fast alle auch kamen und ich mit Uly parallel zu den Weinen einige sehr schmackhafte und passende kleine Speisen vorbereitet hatte.

Los geht es nach den ersten zwei Weinen mit einem selbstgebackenen Brioche, welches mit einer angewärmten Scheibe Foie Gras belegt war und diese kleine Kombination dann mit einem Löffelchen meiner Felsenbirne belegt abgerundet wurde. So konnten wir dann die Teile mit einem typischen Bambusspießchen servieren.

Anschließen gab es dann nach ein paar Weinen weiter eine kräftige Blumenkohlsuppe, die Uly vorbereitet mitgebracht hatte, welche aufgewärmt für meine Begriffe sehr gut zu den kräftigen roten Tropfen paßte.

Dann hatte ich am Vormittag der Verkostung noch eine kleine Spezialität vorbereitet, welche aus Spinat und Ricotta mit kräftiger Würze bestand, die dann in Blätterteig eingerollt für eine 3/4 Std. ins Tiefkühlfach kam, und dann entsprechend eingeschnitten und auch aufgeschnitten wurde auf dem Blech landete.

Nicht zu vergessen, bei Blätterteigtaschen – immer mit Eigelb bestreichen, was insbesondere beim Ergebnis immer gut rauskommt. Hier also angerichtet auf kleinen Schälchen.

Final hatte ich noch einen Löffel mit Pastinaken/Ingwercrème und Tomaten sowie angedünsteten Seeteufelscheibe gereicht. Dazu gab es aber auch Mandeln mit Miso und ein Backfeuerbrot.

Jetzt aber zu den Weinen die wir verkostet haben:

Die ersten 5, inclusive dem Piraten, der aus Spanien kam und etwas jünger war, als die gesamte Reihe der Bordeaux Weine. Hier der zweite T<eil:

Folgende Weine standen also zur Verkostung bereit. Reihenfolge von oben und dann von links nach rechts.

  • Ch. Palmer, Alter Ego (Zweitwein), 2014
  • Cos d’Estournel, Pagode de Cos (Zweitwein), 2012
  • Clos du Marquis (Zweitwein Leoville las Cases), 2008
  • Leoville Barton, 2008
  • Ch. Gazin, 2008
  • Ch. Canon la Gaffelière, 2003 – das war das heiße Jahr
  • Ch. Duhart Milon, 2000
  • Ch. Pichon Longueville Com. de Lalande, 1990
  • Ch. Pichon Longueville Com. de Lalande, 1988
  • Ch. du Tertre, 1988

An der Reihenfolge dieser Weinliste ist zu erkennen, das wir bei dem jüngsten Jahrgang 2014 beginnen und mit den drei ältesten Flaschen aus 1990 und 1988 enden. Was waren also die Highlights dieser Weine? Ch. Palmer, Alter Ego noch mit recht frischen Noten und feinem Geschmack. Ganz wunderbar die Flasche von Ch. Gazin, welche mit kräftigen Noten aufwartet und mir sehr gut gefallen hat. Danach folgt aber auch wieder ein Wein vom Ch. Canon la Gaffelière aus 2003, wo es bei vielen Weingütern aus dem Bordeaux aufgrund der gro0en Trockenheit große Schwierigkeiten und starke Ernteausfälle gab. Nicht wirklich so auch bei Canon la Gaffelière, denn hier konnte ich bereits bei vergangenen Besuchen kennenlernen, das die Weinbereitung insbesondere im Weinberg so akribisch vor sich genommen wird, das die Reben weniger Probleme mit solchen Stresssituationen haben.

Weiterhin hervorzuheben sind natürlich auch die beiden Flaschen von Ch. Pichon Longueville-Comtesse de Lalande, denn hier zeigt sich aus der Distanz von 35, bzw. 37 Jahren seit der Ernte wie sich so ein klassisch erzeugter Wein in der Flasche entsprechend entwickeln kann. 1990 zeigt sich sehr schön ausgereift und mit sehr gut eingebundenen Tanninen. Alterungsnoten sind bisher dort kaum zu merken. Dagegen zeigt sich der 1988er Wein mit einer noch kräftigeren frischen Note am Gaumen die richtig überrascht. Ich bin wirklich sehr erstaunt, was so ein 1988er Wein aus diesem Chateau nach 37 Jahren noch aus der Flasche bringt. Insgesamt war die Reaktion der Gäste auch in Kombination mit den gereichten kleinen Speisen zwischendrin als recht angetan zu bewerten.

Gelungen – geschmeidig – animierend – selten – fein – großartig.

Bordeaux Verkostung mit guten Freunden und 18 Weinen und einem Pirat

Die Runde der letzten Riesling-Verkostung traf mal wieder zusammen, wobei wir diesmal mit gesamt 18 Personen auch genau 18 Bordeaux Flaschen und einen Pirat verkosten wollten. Uli Schroth steuerte diesmal 3 Zwischengänge bei und ich bestritt das finale Abschlussgericht. Die Zwichngänge bestanden aus einer Muscheltarte mit dicker grüner Kräuterauflage, einem Kuttel-Tomaten Töpfchen und Froschschenkeln vom Hering-Löffel.

Dazu hatte ich 2 Tage vorher noch 2 französische Landbrote aus dem „Wildbakers“ Buch gebacken, welche auch sehr gut zu den Weinen passen sollte. Zum Abschluss gab es ein Blanquette de Veaux aus dem Kochbuch von A. Bourdin „So koche ich“. War ein voller Erfolg, denn alle Rezepte harmonierten recht gut mit den kräftigen Rotweinen der Bordeaux Auswahl. So zeigten sich die noch nicht aufgeschnittenen Brote:

So stand dann der angerichtete Tisch mit den Gläsern und den benötigten Utensilien bereit für die Gäste und wartete darauf zu Leben erweckt zu werden.

Die Verkostungsliste lag auf jedem Platz bereit, die Spucknäpfe stand noch leer da und die Wassergläser warteten auf Benützung. Dann sollte es um 16 Uhr losgehen, wenn alle pünktlich eintreffen.
Ich hatte die 18 Weine in 6 Flights aufgeteilt, wobei die ersten 5 aus der roten, der letzte aus 2 trockenen weißen und einem Süßwein bestand. Und die nächste Kategorie sollte sein, das die ersten 3 Flight vom linken Ufer stammten, und die zweite Hälfte vom rechten Ufer.

Los gehts also mit Flight 1:
Medoc/Haut-Medoc
Ch. Sociando Mallet aus 2014, wirkt natürlich noch sehr jung mit einer feinen Süße und leichten Tanninen. Feine Säure, liegeblassen und in mehreren Jahren wieder versuchen. (16,5/20)
St. Ethèphe
Ch. Calon-Segur aus 1997. Wirkt bereits recht gereift, entwickelt aber feine Noten von Kräutern in der Nase. Hat noch eine gewisse Frische am Gaumen was sich bei dem Alter von 20 Jahren doch etwas erstaunt. (17/20)
Dann der Zweitwein von Ch. Montrose
La Dame de Montrose aus 2009, sehr fein und dunkle Note an Nase und Gaumen und wird dann je länger am Gaumen immer länger im Abgang. Fast schon süffig und sehr fein. (16,5/20)
Und als vierter in diesem Flight hier der Lafon-Rochet aus 2000. Hat für mich noch Potential, sehr schöne frische Note und etwas elegant in seiner Struktur. Erdige Noten mit vollem Charakter hmm Gaumen, der sich im Abgang fortsetzt. (17,5/20)

Dann folgt der 2. Flight aus der Region Pauillac und St. Julien.
Ch. Pichon Baron aus 2013, sehr feiner Wein, was ich auf meinen diversen Besuchen immer wieder bestätigt bekommen habe. Super dichte Frucht mit langem Abgang und feinen Fruchtaromen. (17,5/20)
Dann folgte der Lynch-Bages aus 1989, der mit einer super eleganten Fruchtnase sich zunächst präsentierte. Dann folgte eine feine Struktur der Fruchtnoten am Gaumen welche sich auch hier zu einem eleganten Abgang entschließen konnten. (17,5/20)
Der dritte Kandidat hier ein La Réserve de Leoville Barton aus 2006. Dieser auch schon fast 11 Jahre „alte“ Wein weist noch recht kräftige Tannine aus, welche sich dann aber recht fein und fruchtig am Gaumen zeigen. (16,5/20)
  
Und im 3. Flight dann noch vom linken Ufer die 2 weiteren Weine aus Margaux.
Zunächst einmal ein Ch. du Tertre aus 1988, der sich mit einer schönen Reife zeigte, aber noch recht wenig wirkliches Alter zeigte. Ein sehr intensiver Gaumen mit Frucht und breiter Note und komplexer Note. (18,5-19/20)
Und dann der Zweitwein von Ch. Palmer, der Alte Ego aus 2014. Klar, viel zu jung in der Reihe der letzten Weine, doch in der sehr unterschiedlichen Reife der diversen Weine gab es eben dann auch diese Nuancen zu entdecken, welche zwischen Alter, Reife, Tannen, Gerbstoffen und reifen Noten existierten. 16+/20)

Wir machen weiter am rechten Ufer der Gironde mit Flight 4. Drei Weine vom Winzer Stefan Graf Neipperg, der nicht nur diese 2 Weingüter besitzt, sonder auch diverse andere sehr gute Tropfen im Anbaugebiet Bordeaux bewirtschaftet.
Castillo/Cote de Bourg und St. Emilion sind hier angesagt.
Wir starten mit einem Ch. l’Aiguilhe aus 2010, der sich sehr ausgewogen am Gaumen präsentiert. Kräftige feine Noten und langer Abgang. (16,5/20)
Dann aber zu zwei Weinen vom Ch. Canon la Gaffelière aus 2008 und 2003. Da ich bereits mehrfach auf dem Chateau zu Verkostungen und Besuchen war, spielte für mich hier die Präsentation insbesondere in der gesamten Bordeaux Reihe eine Rolle und wollte sehen, wie hier der 2003er us dem heißen Jahr sich behaupten konnte. Klar war bei der Verkostung, das der 2003er sich ein ganzes Stück gereifter zeigte, aber für mich deswegen sicher noch nicht abfallen sollte. Auch nicht mehr ganz so frisch wie der 2008er was aber auch kein Wunder sein sollte. Beide (17/20)

Dann folgt der Flight 5 mit drei Weinen aus dem Pomerol.
Chateau Gazin aus 2008
Chateau Hosanna aus 2003
Chateau Petit Eglise aus 2000
Gazin hat für mich eine tolle Entwicklung genommen seitdem ich vor ca. 10 Jahren dort das erste Mal eine Verkostung mitmachen konnte. Der 2008er Jahrgang ist ja jetzt auch schon so ca. 9 Jahre alt und zeigt sich wunderbar ausgewogen am Gaumen mit kräftigen und schönen langen Noten im Abgang. (16,5/20)
Dann folgt der 2003er von Hosanna, der sich immer noch mit einer sehr feinen und fruchtigen Nase zeigt. (17/20)
Der dritte in dieser Reihe konnte mich nicht so ganz überzeugen, denn er hatte für mich eine gewisse Fehlnote am Gaumen, zeigte sich sonst recht fein und fruchtig. (–/20)
Und hier hatte ich noch einen Piraten eingebaut, den ich alle Teilnehmer raten ließ, der dann von der Traube 2 mal getroffen wurde, aber vom Jahr um 1 bzw. 2 Jahre verfehlt wurde. Trotzdem alle Hochachtung für den spanischen Tempranillo.

Finalement folgte noch der 5. Flight mit 2 trockenen weißen und einem Süßwein aus dem Sauternes. Warum also plötzlich die weißen Sorten zu Ende der Verkostung nach 15 roten Flaschen? Die Erkenntnis hat sich erst in den letzten Jahren soweit durchgesetzt, das die mehr oder weniger säurebetonten weißen Sorten erst zu Ende einer Weinverkostung gereicht werden. Denn der Säuregehalt der weißen Weine deckt die Geschmackspapillen doch recht stark zu für die Erkennung von roten Geschmacksnuancen der doch etwas anders gelagerten Rotweine. Es folgten also 2 weiße von Chateau Smith Haut Lafitte aus 2001 und 1999. Da war sehr spannend zu erschrecken, das die 2 Jahre ältere Weinaus 1999 wesentlich frischer schmeckte und noch lebendig sowie mit frischen Nuancen aufwarten konnte. Feine Säure und noch ausgezeichnet für sein Alter. (17,5/20)
Dafür war der 2001er bereits weit gereift und kam einem hellen Sherry schon relativ nah. Sehr gereifte Nase und dieser Sherry Anklang ging auch mit dem Abgang nicht weg. (16/20)
Zum guten Schluß gab es noch einen Süßwein aus dem Sauternes und dem Chateau Guiraud aus 2007. In der Nase eine feine Honignote und feiner Süße. Angenehm weich und wenig scharf, was manchmal bei zu starkem Zuckergehalt bei Süßweinen recht häufig der Fall ist. Hier überwiegt allerdings eine feine Note am Gaumen, der sich wunderbar am Gaumen und später fortsetzte. (17,5-18/20)

Das wars dann mit den 18 Weinen aus Bordeaux und einer speziell von mir ausgewählten Auswahl, welche bis auf 5 beigesteuerten Flaschen aus meinem Keller stammten.
Auf ein Neues mit einer ganz anderen Auswahl im Neuen Jahr.


 

Weinreise ins Bordeaux, der erste Tag

An diesem ersten Tag der viertägigen Weinreise ins Bordeaux waren wir mit einer kleinen Gruppe von 7 Personen unterwegs, was sich bald als lustige, unterhaltsame und richtig trinkfeste Gesellschaft herausstellte. Auch wenn einige aus der Gruppe an diesem ersten Tag mit der Anreise durch Nebel in Paris etwas Verspätung hatten, konnten wir durch eine gelungene Organisation der Reiseleitung zu der geplanten Besichtigung und Verkostung zu dem Weingut Chateau Smith Haut Lafitte in die Region Graves fahren.
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Smith Haut Lafitte ist nach der Klassifikation ein Grand Cru Classé de Graves in der Region Pessac-Leognan, welches seit 1990 ein Bio-Weingut in Familienbesitz ist. Eine großartige Anlage aus im wesentlichen Holzkonstruktions-Häusern, die auch ein Wellnesshotel und eine Faßbinderei beherbergen, welche eine von dreien auf den Weingütern in der Region Bordeaux ist. Auf Smith Haut Lafitte war ich bereits mehrfach in den letzten 8 Jahren und komme sicher immer wieder gerne dorthin, da sich der Stil der Weine aus der Region und speziell von dieser Adresse eine spezielle und angenehme Seite hat. Auf ca. 78 ha werden die Weine angebaut, wovon 12 ha mit weißen Reben bepflanzt sind.

Nach einem kleinen Rundgang durch die Produktion und die Kellerräume konnten wir dann zu einer Verkostung der beiden Chateau-Weine schreiten. Im Einzelnen waren das dann ein weißer und ein roter aus dem 2012er Jahr.
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2012 Chateau Smith Haut Lafitte, blanc,- Sauvignon Blanc (SB), Semillon (SE), Sauvignon Gris (SG).
Sehr intensive kräftige Nase mit frischem leichtem Holzton. Sehr breiter Gaumen mit sehr kräftiger festem Druck am Gaumen. Mittellanger Abgang. (17-18/20)

2012 Chateau Smith Haut Lafitte, rouge, – 55% Cabernet Sauvignon (CS), 35% Merlot (M), 9% Cabernet Franc (CF), 1% Petit Verdot (PV).
Sehr feine Nase mit wenig Tanninen. Am Gaumen feine Marzipannote, leichte Tannine am Rande mit etwas Säure und feinen Noten von dunklen Früchten. Sehr schöne Komplexität mit Leichtigkeit und Eleganz. (17+/20)
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