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Wiederbesucht: VDP Weingut Wöhrwag in Untertürkheim

Anfang September gäbe es einmal wieder einen Infobrief vom Weingut Wöhrwag, das im September die neu auf den Markt gekommenen Großen Gewächse aus dem Weingut verkostet werden können. Da ich sowieso Mitte September auf einen dreitägigen Besuch in Stuttgart weilte, machte ich mich am zweiten Tag auf den Weg nach Untertürkheim, wo das Weingut Wöhrwag mitten in der Ortschaft ihr Weingut hat und dort dann auch entsprechend die neuen Weine in einem feinen Verkostungsraum versuchen kann. Bei Wöhrwag war ich bereits einmal schon vor ca. 4 Jahren, und was mich bereits damals überzeugte waren die vollmundigen, feinen und zum Teil fast grazilen Weine aus dem Weingut. An diesem Tag standen also nicht nur die Großen Gewächse zur Verkostung an, sondern ich sollte 7 Weine aus dem Weingut verkosten dürfen. Bei den weißen Sorten, womit begonnen wurde, sollten zunächst ein Weißburgunder aus 2019 sein der sich in der Nase bereits sehr duftig präsentierte, mit einer feinen Frucht und einer passenden Säure. Einer der Weine aus der Ersten Lage.

Dann folgte ein Riesling aus 2019 GG der sich noch recht verhalten präsentierte.Ein wenig verhaltene Frucht aber mit recht feiner Säure. (17,5/20)

Dann folgte ein Wein, den das Weingut erst ein zweites Mal so auf den Markt gebracht hat. Ein Weißwein Namens Fumé blanc, welcher natürlich nicht in die VDP Klassifikation paßt, aber trotzdem sehr interessant im Glas sich präsentiert. Fumé blanc wird klassischer Weise im Burgund hergestellt und stammt aus der Traube Sauvignon Blanc. Dem ist natürlich auch hier so, wobei natürlich jeder Winzer so seine Eigenheiten hat, wie er die Trauben im Keller verarbeitet. Das heißt also wie lange werden die Trauben maischevergoren, wieviel Schwefel wird beigegeben etc. Im Glas präsentierte sich der Wein ein wenig holzig mit feinen kräftigen Noten aus der Frucht und der Säure. Durch den jungen Jahrgang denke ich kann sich da noch eine Menge an Reife in der Flasche entwickeln. (17,5/20)

Nach diesen drei weißen Tropfen ging es über zu den roten Varianten des Weinguts. Da wir hier ja in der Weinbauregion Württemberg sind gibt es hier auch eine ganze Reihe Lemberg. Ich verkoste 2 davon, wobei der Lemberg GG aus 2018 eine sehr feine dicht und kräftige Note aufweist, die sich sehr präsent präsentiert. Dann folgen zwei Pinot Noir (auch Spätburgunder genannt) welche beide aus dem Herzogenberg stammen und auch als GG klassifiziert sind. Der 2018er Jahrgang zeigt sich bereits mit einer sehr feinen Struktur am Gaumen und viel Frucht. Sehr fein und elegant. (17,5/20) Aus der gleichen Lage der Jahrgang 2016, der sich sehr fein entwickelt hat und eine feine Struktur aufweist. Der Jahrgang kann aber nicht ganz so gut bewertet werden wie der 2018er. (17/20)

große Riesling-Verkostung 2015 bis 2002 aus deutschen Anbaugebieten

Nach einiger Zeit und nach fast einem Jahr nach meiner Big Bottle Party zu meinem Firmenjubiläum hatte ich mir mal wieder eine größere Verkostung mit einigen meiner Weinfreunde vorgenommen, die in der Rückschau als sehr gelungen zu bezeichnen ist und mir auch im feedback ein allgemeines „Gelungen“ zu Ohren gekommen war. Also will ich hier mal etwas beschreiben wie ich diese Riesling-Verkostung angegangen bin. Nachdem ich so ca. seit 14 Jahren mit einem Weinreiseveranstalter aus Wien bisher jetzt 21 Weinreisen mitgemacht habe ist mir immer klarer geworden, das solche Verwüstungen auf 2 wesentlichen Säulen stehen. Der erste Aspekt ist die Konzentration auf ein Thema. Hier also mit dieser Verkostung die Rieslinge aus Deutschland beginnend mit 2015 und ein paar ältere Jahrgänge. Insbesondere in den älteren Jahrgängen zeigt sich dann das Potential der deutschen Rieslinge, welche reifen können und sich in Ihrer Struktur so enorm gut entwickeln können, das es geradezu ein Wohlgenuss ist dieses in einer Reihe an einem Abend erleben zu können. Der zweite Aspekt ist dann aber eben genau dieser Fakt, das es nicht nur ein Weingut, und auch nicht nur eine Weinregion, wenn auch hier „nur“ die deutschen Rieslinge anstanden, sondern der Querschnitt mit einigen Beispielen aus den unterschiedlichen Regionen, Bodenbeschaffenheit, Macharten der Weine und deren Präsentation sich konzentriert zeigen mit einem klaren Vergleich innerhalb der Jahrgänge. Dann kommt natürlich auch noch der Aspekt dazu, das ich mich auf die deutschen Rieslinge konzentriert hatte, was die Geschmacksvielfalt zwar vermeintlich einschränkt, aber bei einer solchen Verkostung mit 18 Weinen aus 6 Anbaugebieten in Deutschland in jeweils 3er Flights sich so unterschiedlich präsentieren, das man von einem schönen Querschnitt durch die deutsche Rieslinglandschaft sprechen kann.
Wir waren insgesamt 13 Personen bei dieser Verkostung und weil es für mich in diesem Fall keine reine Weinverkostung sein sollte, hatte ich mir ein paar kleine Gerichte ausgedacht, welche ich gezielt zu den diversen Flight dazwischen mit Hilfe eines * Kochs vorbereitet un präsentieren wollte.
Es sollte also 6 Flights mit jeweils 3 Weinen geben, welche ich zum Teil nach den Jahrgängen, und dann nach den Anbauregionen sortiert hatte. Ein Teil der Flaschen direkt aus meinem Keller konnten dann aber auch 2 Flight bestreiten, die jeweils von einem Weingut bestritten wurden.

Hier aber die einzelnen Flights mit jeweils einem kleinen Imbiss vorneweg, mit Foto, wenn vorhanden, und ein paar Kommentaren von meiner Seite dazu:

Los geht’s also mit dem ersten Flight:
Wir beginnen mit einer Hühnersuppe, welche aus einem Rezept von Tim Raue abgeleitet ist.

  
Flight 1: (Rheinhessen/Württemberg/Württemberg)
Gunderloch, Pettenthal GG 2015
Wöhrwag, Herzogenberg GG 2015
Heid, Stettener Pulvermännchen GG 2015

Aus diesem Flight konnte insbesondere der Riesling vom Weingut Heid sich hervorheben. Mit feiner Säure zeigt er eine klare Struktur und wirkt mit einem guten Abgang als typischer Vertreter der Riesling Traube, wenn auch aus dem Anbaugebiet Württemberg nicht unbedingt als sehr typischer Vertreter dasteht.

Dann kommt ein kleines Zwischengericht von frischem grünen Spargel mit Parmaschinken und ein wenig Olivenöl mit Käse leicht überbacken.

Flight 2: (alle aus der Pfalz)
von Winning, Ungeheuer GG 2015
Knipser, Mandelpfad GG 2015
Wechsler, Morstein 2015

Diese drei Pfälzer Weingüter zeigen schon eine recht typische Note und Struktur der heutigen Qualität der deutschen Rieslinge. Insbesondere stellt sich eine recht ausgewogene Geschmacksnote zwischen Säure und Fruchtnoten dar, was vor dem ansteigen der Qualitäten bei den deutschen Rieslingen so sicher nicht immer der Fall war. Herausragend für mich in diesem Flight insbesondere der Riesling vom Weingut Wechsler, welcher eine sehr schöne Säure mit langem Nachhall und feinster Struktur mit Zitronennoten sich präsentiert. Hat sicher ein langlebiges Potential.

Weiter mit der nächsten Runde


Flight 3: (Mosel/Mosel/Saar)
Heymann-Löwenstein, Röttgen GG 2015
Clemens Busch, Marienberg Rothenpfad 2013
van Volxem, Goldberg 2012

Jetzt geht es in die wirklich klassischen Anbaugebiete der Rieslinge in Deutschland, welche an der Mosel bis hin zur Saar liegen. Hier geht die Reise als vom Ende der Mosel, wo das Weingut Heymann-Löwenstein liegt bis hinauf an einen der Seitenflüsse der Mosel, die Saar, wo das Weingut van Volxem mit zum Teil spektakulären Rieslingen in den letzten Jahren aufwarten kann. Einer der Wortführer der „neuen“ Rieslinge, wenn man davon überhaupt so sprechen kann, ist allerdings der Winzer Reinhard Löwenstein, der sich schon seit vielen Jahren dafür eingesetzt hat die Rieslinge in Deutschland so zu erzeugen, wie sich die Trauben in der Natur am Weinstock entwickeln und nicht auch noch im Keller zu stark auf die Entwicklung des Weines einzugreifen. Damit zeigt sich allerdings auch ganz klar, das sich die Weine von Jahr zu Jahr, je nach Wetterentwicklung und auch je nach der Bodenbeschaffenheit, weiterentwickeln und verändern. Streamline ist hier nicht angesagt. Für mich in diesem Flight ist allerdings der Riesling von Clemens Busch mit leichtem Vorsprung der Favorit. Mit schöner Säure und rauchigem Anklang, welcher sicher dem Moselaner Schieferboden geschuldet ist, hat dieser 2013er mit feiner Säure und schönem langem Abgang eine ebenso lange Zukunft vor sich. Den sollte man in 10 Jahren wieder verkosten.

Jetzt gehts weiter mit 2 Flight jeweils aus einem Weingut mit unterschiedlichen Jahrgängen.

Vorneweg gab es einen gefüllten Pilzkopf mit einer Scheibe Boudin und einer karamellisierten Apfelscheibe.
   

Flight 4: Weingut Hermann-Löwenstein aus Winningen an der Mosel
Schieferterrassen 2012
Uhlen B Blaufüßer Ley 2011
Uhlen R Roth Ley 2004
In so einem Flight zeigt sich sehr deutlich wie sich diese Weine aus einem Weingut innerhalb von hier von 8 Jahren, aber wir hatten ja auch schon einen 2015er im Flight 3. Also kann man eine Zeitspanne von 11 Jahren grob beurteilen, was sich da in den Lagen so an Veränderungen abgespielt hat. Auch wenn die Weine nicht alle aus ein und der selben Lage stammen. Die Säuregehälter der Weine wird über die Jahre weniger, wobei sich die Frucht nicht unbedingt deutlicher hervordrängt. Eher zeigt sich eine noch ausgewogenere Struktur zwischen Säuregehalt und Fruchtanteil, was sich dann aber insbesondere bei den älteren Jahrgängen als einerseits für Heymann-Löwenstein als sehr typisch herausstellt. Bereits der 2011er Uhlen zeigt eine noch feine süßliche Fruchtnote, welche mit einer großartigen Struktur mit der Säure und deren Zusammenspiel ausgezeichnet harmoniert. Was aber ganz besonders beim 2004er hervorzuheben ist ist deren zwar gealterte Farbe mit einem mittleren orangegelb, aber dem rauchigen feinen säurehaltigen Geschmack keinerlei Abbruch tut. Recht ausgewogene Frucht Säure Struktur  mit rauchigen Noten, welche sich im Abgang als lang und ausgewogen darstellt. Hier also der deutliche Favorit für mich der 2004er Uhlen R Roth Ley. (18,5/20)

Der nächste Flight dann von einem weiteren Weingut mit einer Spanne von Rieslingen 2014 bis 2002.
Weingut Franz Josef Eifel aus Trittenheim (Mosel)
Zur Einstimmung ein Löffel Sauerkraut mit Merguez und Korianderblatt


Flight 5: Weingut Franz Josef Eifel aus Trittenheim.
Trittenheimer Apotheke 2014
Trittenheimer Apotheke Spätlese 2012
Trittenheimer Apotheke 2002
Trittenheim liegt an einer der interessantesten Gegenden der Mittelmosel, wo sich der Fluss stark in das Schiefergebirge eingeschnitten hat. Vor ca. 2 Jahren war ich dort mit einer kleinen Gruppe Weinverkoster auf dem Weingut und wir konnten unsere Verkostung direkt im Weinberg mit dem Winzer machen, was sich als nicht nur landschaftlich, sondern auch von der Vielfalt der Weine, als sehr interessant zeigte und wir standen tatsächlich mitten in den Schieferplatten, wo auch in direkter Nachbarschaft die neu angepflanzten Reben direkt aus den Steinplatten herauswuchsen. Diese Steillagen sind nicht nur imposant, sonder verdeutlichen auch, was in so einer Flasche Wein alles an Arbeit drinsteckt. Die Weine von Eifel zeigen sich mit einer kräftigen Säure haben aber durchaus noch eine Struktur, welche sich mit einem entsprechenden Essen oder auch unserem gereichten Imbiss von Sauerkraut durchaus gut harmoniert. Der 2002er  war für mich dann aber auch schon gut auf seinem Höhepunkt und der Gipfel seiner Reife leicht überschritten, was nicht heißt das dieser Jahrgang nicht noch einige Jahre durchaus ganz gut schmecken kann.

Zum letzten Flight

Flight 6: aus Franken und der Mosel
Heymann-Löwenstein, Röttgen 2008
Castell, Schloßberg GG 2011
v. Kesselstatt, Wiltinger Gottesfuß 2002
In diesem Flight ragt für mich ganz deutlich der Riesling von Heymann-Löwenstein heraus. Mit einer Super Struktur und dichtem Frucht-Säure Spiel. Feiner Abgang mit langer Nachwirkung und festem Geschmack. (17,5-18/20)


Zum Abschluss gab es dann noch einen Süßwein, wenn auch nicht aus der Riesling Traube, einen aus meinen kleinen Kellerschätzen, welchen ich vor vielen Jahren in Südfrankreich auf meinen diversen Reisen beim Weingut Domaine Fontanel mitgenommen hatte.

Dieser Muscat de Rivesaltes war für alle in der Verkostungsrunde ein wahre „Erfahrung“ in vielleicht neue Welten.
Mit einer tiefdunkelorangen fast braunen Farbe zeigt sich der Wein erst einmal als etwas gewöhnungsbedürftige, fast aber dann schnell verfliegt. Die Nase hat immer noch eine feine frische Note mit wenig Nebenaspekten. Das heißt recht klar fast straight mit ein wenig süßlichen Noten und nur einer ganz kleinen Uhu Note. Am Gaumen kommt dann eine frische Fruchtnote mit feiner Säure und leichten Spitzen von scharfer Frucht, je weiter der Saft einem in den Rachen läuft. (18,5/20)