Der zweite Tag in Avize, Epernay und Prouilly
Der nächste Tag mit den Besuchen bei den Champagner-Häusern sollte uns zu folgenden Weingütern führen:
- Frerejean Frères
- Leclerc Briant
- Champagne JM Goulard
Wie auch am ersten Verkostungstag ging es vom Hotel in Reims aus los mit der Limousine und einer gemütlichen Fahrt bei angenehmem Wetter durch die Hügellandschaft der Champagne. Angekommen beim ersten Weingut mußten wir uns erst ein wenig ortskundig machen, denn bei diesem Champagner Haus wird noch kräftig umgebaut, erweitert und alles für die gerade anstehende Lese der Trauben in den nächsten Tagen vorbereitet. Das Haus erzeugt ca. 100 Tsd. Flaschen im Jahr, welche auf ca. 5 ha eigener Rebfläche erzeugt werden und der Rest dazu bei Winzern der Region zugekauft wird.
Auch hier sollten wir erst einmal eine kleine Keller und Weinguts Führung bekommen, was uns dann zunächst auch zur Flaschenabfüllung und deren Verpackung führte.
Hier ist zu sehen, das dieses Champagner-Haus einige seiner Flaschen nicht nur mit Naturkork verschließt, sondern diesen Auch noch mit einer etwas älteren Methode des Metallbügels, welcher am Hals eingeklemmt ist, so verschließt, das es kein Metallgeflecht außen um den Flaschenhals geben muß. Sind die Flaschen verkorkt und mit der Metallklammer verschlossen, wird die finale dünne Kapsel noch damübergestülpt und fest an den Hals gepreßt, was die Dame im Bild gerade mit den Flaschen von der Palette fertigstellt. Dann geht es zur Verkostung in einen Raum mit beleuchtetem Regal, wo diverse Flaschen präsentiert werden.
Zu verkosten bekamen wir drei der aus dem Weingut stammenden Sorten, welche da waren ein Blanc de Blanc, ein Premier Cru Brut aus 50/50% PN und Ch. und Cuvée des Hussard aus 2012 der aus 60% Ch. und 40% PN cuvetiert wurde.
Insbesondere dieser Jahrgangs-Champagner hatte für mich eine ganz besonders imponierende Note.
Sehr frisch in der Nase. Schöne feine und frisch Frucht, wobei der Pinot sich ein wenig in der Vordergrund drängt, mit kräftiger Note und etwas komplexen Noten und leicht erdigen Noten von langem Nachgang am Gaumen. (17,5/20)
Dann ging es zu einem besonders feinen Lunch in ein Weingut in Avize, welches dort auch ein Hotel betreibt mit einem ausgezeichneten Restaurant. Wir speisten also im Restaurant les Avisés des Weingutes Selosse. Dort eingetroffen parkte unser Fahrer auf dem Hof des Weingutes, welches direkt neben dem Hotel liegt, wo wir dort dann das Restaurant ansteuerten.
Ein Ambiente wie bei wohlsituierten Nachbarn mit schloßartigen Räumlichkeiten. Nur gewisse Elemente erinnerten dann daran, das man sich wohl in einer Lokalität befindet, welche mehr mit Wein und Genuss zu tun hat, als nur in einem Wohnzimmer so zu vermuten ist.
Im Hintergrund mittig unter dem Kronleuchter eine Speisekarte auf einer Schiefertafel, und ein spärlich fein gedeckter Tisch. Aber ganz besonders neugierig wurde ich bei diesen Porzellankegeln:
Sehr schön dekorativ auf einem Büffet angeordnet, war mir zunächst nicht klar, was sich dahinter verbarg. Ein wenig später sollte dann die Auflösung folgen. Es handelt sich um einen Champagnerkühler, wobei auch die Basis aus Porzellan besteht, die im Eisfach runtergeführt werden kann und dann auf dem Tisch dort die Flasche Champagner direkt auf die diese Porzellanscheibe gestellt wird und mit der weißen Haube verkleidet werden kann.
So sieht das dann auf dem Tisch, wo wir dann speisen sollten, mit der entsprechenden Flasche aus. Wirksam, schlicht, innovativ und sehr dekorativ im Vergleich zu den hochglanzpolierten Edelstahkühlern seiner sonstigen Provinienz. Dann folgte die Speisenfolge, welche mit der Vorspeise für das Dreigänge-Menü beginnen sollte.
Ein bunter Sommerssalat mit einem weich gekochten Ei in der Mitte und etwas gehobeltem schwarzem Trüffel, der recht fein abgeschmeckt war und hier also der Start für ein vorher nicht bekanntes Menü war. Dann folgte der Hauptgang mit einem Fisch aus der Region, der als „Sea Brass“ uns vorgestellt wurde.
Konsistenz im Prinzip wie ein Adlerfisch oder auch ein fester Zander, welcher mit etwas Zwiebeln, Bohnen und ein wenig Sauce verfeinert war. Zum Dessert dann ein Potpourri von Schokolade und Kakao mit etwas frischer Frucht durch die Erdbeeren und ein wenig Eiscreme in der Richtung Erdbeere.
Ein richtig gut gelungenes Mittagsmenü mit nicht zu schweren Zutaten, was sich auch mit dem Champagner des Hauses gut ergänzen ließ. Dann machten wir uns auf den Weg zum nächsten Champagner Haus mit dem Namen Leclerc Briant in Epernay.
Hier bei Leclerc Briant werden im Jahr so ca. 460 Tsd. Flaschen produziert, wobei 70% auf die Produktion von Pinot Noir fällt. Das Haus arbeitet auch als einer der wenigen in der Champagne als bio-dynamischer Betrieb. Wir erleben bei ausführlichen Erklärungen während des Besuches eine ganze Reihe von unterschiedlichen Elementen die wie folgt ausfallen:
Anhand dieser drei Beispiele ist eigentlich sehr schön zu sehen, das trotz einer gewissen Tradition des Hauses hier wohl nicht wirklich an einer durchgängige Vermarktung des Hauses und der Marke gedacht wurde. Seis drum. Auch hier gab es für uns einen Gang durch die Verarbeitungsräume und Keller und wir konnten einige sehr interessante neue, bzw. neuartige Vergärungsbehäter betrachten.
Die Ton-Eier, welche wohl sicher niedrig gebrannt sind (was die Farbe des Tons verrät) und das Edelstahl-Faß im Vordergrund waren mir bisher in den Kellern der Weinhäuser nicht begegnet. Die Ton-Eier sind Neuanschaffungen und werden zu Versuchszwecken hergenommen. Was aber noch mehr verwunderte sind die Glasbehälter gleich nebenan.
Der linke Behälter bereits gefüllt mit Most und im Begriff zu vergären war der rechte noch ungewollt und wartete wohl noch auf seine Bestimmung. Also werden auch hier im Sinne einer bio-dynamischen Verarbeitung weiter Experimente gefahren, welche über das Material Edelstahl und getoastetem Holz weit hinaus gehen. Dann geht es in den zweiten Stock des Hauptgebäudes und zur Verkostung einiger feiner Tropfen.
Hier also die 4 Flaschen welche wir verkosten durften. Nebenbemerkung: Auch hier in der Gestaltung der Etiketten auf den Flaschen ist die uneinheitliche Linie des Hauses leider sehr deutlich zu erkennen. Insbesondere konnte mich vom Inhalt her der Blanc de Meuniers aus 2015 überzeugen. Brut Zero. Sehr fein am Gaumen mit exotischen Früchten und einer sehr feinen Struktur. Für mich der beste Tropfen dieser Verkostung bei Leclerc Briant. (17/20)
Und am späten Nachmittag ging es dann noch zum Weingut JM Goulard, wo gerade die Ernte und Traubenverarbeitung voll im Gange war. Wir konnten also live beobachten wie die Stempelpresse in diesem Weingut mit ca. 4 Tonnen Pinot Noir Trauben gefüllt wird, und wie dann nach Schließen des Deckels der Stempel ganz langsam auf den Traubendeckel drückt und so dann auch sehr sanft den Saft aus den Trauben herausdrückt.
Die Presse ist noch nicht ganz gefüllt.
Aus den kleinen Kisten, welche in den Weinbergen gefüllt wurden mit ca. 20 kg Traubenmaterial wird die Presse weiter gefüllt.
Die Trauben werden in die Mitte verschoben und möglichst gleichmäßig verteilt.
Komplett gefüllt wurde der Deckel der Stempelpresse geschlossen und die Mechanik mit dem elektrischen Antrieb sehr langsam in Gang gesetzt, so das der Saft in die Bodenrinne fließt und dieser dann wiederum einen Stock tiefer in die vorbereiteten Edelstahlbehälter. Wir erhalten plötzlich ein kleines Glas gereicht, worin uns der Winzer einen guten Schluck des frisch gepreßten Traubensaftes reichte.
Deutlich zu sehen die trübe Farbe, aber auch die leichte rote Färbung der Pinot Noir Trauben, welche im Laufe der Mazeration meist noch heller wird. Geschmacklich war das schon eine Entdeckung, denn selbst wenn man Trauben direkt im Weinberg schmeckt sind diese Wieder ganz anders in Ihrer Konsistenz und hier ist in der Flüssigkeit ja auch ein kleiner Anteil der Stengel und durch die Wärme des Pressens etc. was den Geschmack ausmacht. Recht süßlich am Gaumen was gemessen am Alkoholgehalt so ca. 11% ausmachte. Nach dieser Demonstration der Pressung und des Verkosten ging es mit dem Winzer noch auf einen Blick in den Keller, wo auch hier einmal mehr ein paar merkwürdig anmutende Behälter standen, kugelförmig und bereit für die nächsten Experimente im Keller.
Dann gab es noch aus einer Flasche einen guten Schluck des eigenen Produktes, welches ich mir nicht mehr genau aufgeschrieben hatte, aber zumindest ein Foto des Glases gemacht hatte.
Damit war der Tag abgeschlossen und mit vielen neuen und interessanten Eindrücken ging es zurück in Hotel nach Reims. Ein großartiger Tag in der Champagne.