Am nächsten Tag, dem vierten in der Reihe der Weinverkostungen, sollte es in eine andere Weinregion gehen, welche sich Franschhoek nennt, und tatsächlich auch ursprünglich von Franzosen besiedelt wurde. Die Täler in dieser Region sind sehr malerisch, imposant mit hohen Bergen, aber zum Teil meint man dann auch wieder fast schon in der Toskana gelandet zu sein, wo sich Zypressen in den Himmel strecken. Unser erster Besuch sollte einem recht kleinen Weingut mit dem Namen „Lynx“ gelten, welches auf gerade einmal 11 ha Wein anbaut und darauf so ca. 89 Tsd. Flaschen produziert werden. Es werden in dieser sogenannten „Franzosenecke“ auch typisch französische Reben wie in Frankreich angebaut. Wir erleben Roussanne, Mourvèdre, Cabernet Franc, Merlot, Petit Verdot, Cabernet Sauvignon, Grenache, Syrah und Viognier.
Wir können hier auf dem Weingut 5 verschiedene Weine verkosten, welches mit einem Blanc de Noir aus Merlottrauben beginnt und sich über die reinsortigen Weine aus Viognier, Grenache und Syrah fortsetzt. Dazu gesellt sich ein roter Cuvée aus CS 35%, CF 35%, Merlot 20% und PV mit 20%, der den Namen Xanache trägt, was aber ein Fantasiename aus den Namen der Töchter des Weingutes ist.
Kurz nach der Verkostung ging es dann für die Gruppe in den Keller, wo es gerade richtig ab ging. Die Edelstahlbehälter mußten gereinigt werden, da weitere Trauben der Ernte nach den Betoncuves (siehe Bild unten) in die weitere Vergärung dort hineinkommen sollten.
Generell hat mir dieses Weingut recht gut gefallen, da die reinsortigen Weine fein ausgearbeitet waren und auch das Cuvée mit einem fein eingebundenen Alkohol daherkam.
Das nächste Weingut an diesem Tag sollte das Weingut Topiary sein, welche vor ein paar Jahren von 2 Franzosen gekauft wurde, und jetzt erst einmal richtig wohl auf Vordermann gebracht werden muß. Hier sollten wir auch wieder auf dem Weingut unseren Mittagslunch erhalten, der in diesem Fall von einer Catering Firma bestritten wurde, welche ausgezeichnete Sachen auf den Tisch bzw. Teller bringen sollten.
Es wird in diesem Weingut inzwischen recht viel mit Ganztraubenpressung gearbeitet, was aus der Burgund Region wohl stammt, wo einer der heutigen Besitzer herkommt. Der Begrüßungstrunk Blanc de Blanc aus MCC (Methode Classic Cape) hatte sehr starke Hefe, nicht nur in der Nase, sonder war auch noch in einigen Gläsern der Teilnehmer sehr trübe, was ich als schlechte Verarbeitung wertete und mir auch am Gaumen dieser Blanc de Blanc ganz deutlich ins negative abdriftete.
Ansonsten sollten wir hier beim Mittagslunch 5 Wein verkosten können, welche da waren ein Chardonnay, ein Rosé aus Shiraz, ein reinsortiger Shiraz aus 2013 mit einem recht niedrigen Alkoholgehalt von 13,25 vol. %. Ein Shiraz aus 2015 und einen Cabernet Sauvignon aus 2015.
die weiteren Flaschen hatte ich hier während des Mittagessen dann wohl nicht weiter fotografiert.
Der Chardonnay war für mich hier bei Topiary der beste Tropfen, welcher eine feine dichte Nase hatte, vordergründig eine leichte und frische Zitrusnote, nusszig, recht dicht und voll buttrige Note mit feiner Säure (16,5/20).
Die dritte Adresse an diesem Tag sollte ein weiteres kleines Familienweingut sein, welches seine Trauben nicht nur in der Region Paarl anbaut, sondern auch Weinberge in den anderen Regionen in Südafrika hat.
Das Weingut „The Ahrens Family“ erreichen wir mit dem Bus nach einer etwas holprigen Schotterpiste, welche schon an eine Massagetour erinnerte. Das sollte aber der jetzt folgenden Weinverkostung keinen Abbruch tun, denn es sollte uns eine wirklich sehr interessante Weintafel in einer recht unscheinbaren Hütte empfangen, wo wir Platz nahmen und den Worten des Winzers lauschten. Beginnen sollte das Ganze aber vor der Tür im Freien, wo der Winzer mit einem Säbel eine MCC Flasche öffnete, was natürlich spektakulär aussieht, aber der Inhalt sollte dann ebenso recht gut uns am Tisch munden. Dieser MCC liegt 22 Monate auf der Hefe und ist ein Cuvée aus 50/50 Chardonnay und Pinot Noir.
Dann sollen 5 Weine folgen, welche mit weitreichenden Erklärungen des Winzers zur Aufmachung, den Etiketten, der Verpackung und vielen weiteren Details begleitet werden, was dann zum Schluß der Verkostung noch in die Präsentation eines der Etiketten gipfelt, welche von einem Künstler in einem recht großen Format gestaltet wurden.
Auch die Namengebungen der einzelnen Weine werden hier außerordentlich besonders gewählt, was auf den speziellen Inhalt der Weine reflektieren soll.
Beginnen soll es also mit einem weißen Cuvée aus Roussanne, Marianne, Chenin Blanc und Clairette. The White Black aus 2016.
Sehr schöne Nase. Mit explosiven Noten am Gaumen und super feiner Frucht am Gaumen. Die feine Säure mit dem ausgewogenen Fruchtspiel mundet dann in einer Zitrusnote, welche dem Tropfen einen sehr feine Struktur verleiht. (17,5/20)
Dann folgt ein rote mit Namen „Black“ aus 2016, wo die Trauben aus dem Swartland kommen.
Dieser Cuvée aus Syrah (70%), Carrignan, Grenache, Mourvèdre und Cinsaut zeigt in der Nase eine feine Note. Sehr schöne Frische am Gaumen mit Kräutern, sehr elegant und wirkt fast edel. Wenn auch die Trauben in diesem Roten nicht wirklich denen des Bordeaux Cuvées stammen, kann hier vielleicht eher von so einem Bordeaux Cuvée gesprochen werden, was wir sonst auch immer wieder hier in Südafrika hören sollten. (17,5/20)
Dann folgt ein Chenin Blanc aus der Region Paarl mit Namen OVC aus 2017. Feine Note von Orangenschalen und Zitrusabrieb. Recht komplexe Noten am Gaumen mit feiner Säure. (16,5/20)
Und weiter geht es mit einem weißen Chenin Blanc von alten Reben mit dem Namen Bottelary aus 2016. Sehr dichte vordergründige Nase, Explizit sehr feine Säure am Gaumen mit sehr schönen ausgewogenen Noten und fein ziselierter Ausgewogenheit. (17,5/20) ohne Foto
Schließlich noch ein roter Tropfen der ein Cuvée aus 50/50 CS und Cinsaut ist. Leichte grüne Note in der Nase. Am Gaumen sehr feine Kirschnoten mit dichter Würze von roten Früchten und Pilzen. Recht spät am Gaumen dann die Säure mit süßlichen Anklängen und feinen Nuancen. (17,5/20)
Aber insbesondere hier auch interessant, wie der Winzer diesen Wein zusätzlich zum interessanten Etikett noch mit einer bedruckten Papier Banderole verkleidet.
Das wars dann an diesem Tag, und mit vielen Stimmen aus der Gruppe konnten wir feststellen, das dieses Weingut der Ahrens Family ein sehr würdiger und hochklassigen Abschluss der Weinverkostungen sein sollten.