Es sind ja schräge Zeiten mit dem Corona Virus in aller Welt. Bei uns sind die Restaurants und viele weitere Lokale seit dem 1. November geschlossen und so haben sich manche Lokale dazu entschlossen Ihre Angebote so quasi „Über die Strasse“ zu verkaufen. Ich hatte dabei das Vergnügen und auch das Erlebnis meine erste Gourmet-Box in diesen Zeiten gesponsert zu bekommen und hatte eine Freundin eingeladen diese bei mir zu Hause zu verspeisen. So sieht diese Box dann erst einmal umausgepackt aus:
Das einzige was hier in der Box nicht zu sehen ist, ist die Suppe in einem Schraubglas, welche ich in den Kühler gestellt hatte. Zur Orientierung: Von links unten im Uhrzeigersinn: frisch gebackenes Brot, eine Pappschachtel mit 6 Gläsern, welche diverse Beilage hauptsächlich für den Hauptgang beinhalteten, die Boudin für die Suppe, in den 2 weißen Schachteln das Amuse Gueule, dann der Dessert und die Vorspeise sowie die Kalbsbäckchen in der Folie vom Sous Vide Garen. Positiv aufgefallen ist mir dabei, das kaum Platin verwendet wurde bei den Verpackungen, welche nur aus den drei Deckeln für den Hauptgang, die Vorspeise und den Dessert bestanden. Das Schälchen für die Boudin ebenso und die Deckel für die Gläser in der Pappschachtel, welche jetzt nicht zu sehen sind. Trotzdem darf wohl gesagt werden, das so eine Verabreichung von Gourmet-Essen wohl kaum Bestand haben dürfte für die Zukunft, denn es müssen doch noch immer eine große Menge Verpackungen etc. am Schluss in die Tonne gehen.
Da ich die Box einen halben Tag vor Verzehr geliefert bekommen hatte, konnte ich mir 2 entsprechende Weine für die Genusszeit zu den Gerichten aus dem Keller kaltstellen, bzw. entsprechend temperieren.Ich hatte mir zunächst für Amuse Gueul und die Vorspeise sowie die Suppe einen weißen Tropfen vom Weingut Gunderloch ausgesucht. Riesling Pettenthal, 2015 GG.
Und zum Hauptgang, sowie dem Dessert hatte ich mir einem Pinot Noir, Marienglas vom Weingut Adliger aus 2012 ausgesucht.
Zu 19 Uhr hatte ich meinen Gast eingeladen, und mit noch komplett verpackter Box sollte es dann losgehen mit dem Verzehr der einzelnen Gänge. Schon zu Beginn einmal etwas überraschend, das es in einer Gourmet-Box ein Amuse-Gueule, also sozusagen ein Gruß aus der Küche gibt. Der bestand aus Hausgemachter Paté mit Cornichon und rosa Pfeffer, welches auf einem Eck dunklen Brotes angerichtet war wo noch ein wenig fein geschnittenes Kraut angerichtet war. Angerichtet auf einer Keramik von Holger Hoffmann.
Dann ging es mit der richtigen Reihenfolge der Speisen mit der Vorspeise los, welche wie folgt beschrieben ist: „Aus unserem Smoker“, Ora King Lachs – Passionsfrucht und Buttermilch, Muskatkürbis „Aigre-Doux“, Saiblingskaviar der Fischerei Birnbaum. Angerichtet auf Hering Berlin, Pulse.
Angenehme Rauchnote und fein abgestimmte Sauce auf der Buttermilchbasis, wobei die Passionsfruchtkerne eine fruchtig frische Note ergaben.
Dann folgte die Suppe, welche natürlich auf dem heimischen Herd erst einmal angewärmt werden mußte, die Boudin in die Tiefe des Tellers versenkt wurde und die Suppe dann aufgeschäumt damübergegossen noch ein wenig mit Grünzeug dekoriert wird. Die Suppe hörte auf den Namen Kastaniensamtsuppe – schwarze Trüffel aus dem Perigord, Blutwurst und Apfel.
Links auf dem Teller noch eine der Brotscheiben und da es mir recht gut gelungen war die Suppe entsprechend fein aufzuschäumen konnten wir beide diesen versenkten Blutwurstring durchaus sehr genießen. Kräftig und fein mit bestem Trüffelaroma. Und insbesondere hier paßte der Riesling von Gundelach ausgezeichnet dazu, denn die Säure im Riesling ergänzte sich ausgezeichnet zu den süßlichen Kastanien und Trüffelnoten.
Der Hauptgang brachte dann am eigenen Herd die meiste Arbeit an diesem Abend zustande. Nach Anleitung, welche in schriftlicher Form auf einem Faltblatt beigelegt war, mußte so ca. 20 Minuten vor dem Verzehr in 50°C warmem Wasser aufgewärmt werden. Das geht natürlich in der bereits gut verschweißten Packung worin die Kalbsbäckchen verschweißt waren ohne Probleme, denn ich vermute diese Kalbsbäckchen waren mit seiner Sauce bereits vorher im Sous Vide Bad für mehrere Stunden soweit fertig gegart, das hier nur noch ein Erwärmen vonnöten war. Die diversen Beilage wie Süßkartoffeln und Shiitake, sowie ein Püree, sowie die Sauce mußten erst einmal ebenso angewärmt und vorbereitet werden. Dann konnte das eingeschweißte Kalbsbäckchen aufgeschnitten werden, die Sauce mit dem Bäckchen nochmals in einer Pfanne aufgewärmt und alles dann nach der Beschreibung angerichtet werden.
Die Bäckchen waren je Portion ein wirklich ausgezeichnet großes Stück, welches ich für den Teller nochmals geteilt hatte. Zu sehen auch das Püree und die Gemüsestreifen, wobei die winzigen Shiitake hier leider ein wenig untergehen. Teller auch von Hering Berlin.
Geschmacklich mußten wir beide wieder ein großes Lob aussprechen, denn die Zartheit der Kalbsbäckchen war dermaßen gut, das kaum ein Messer zum Schneiden des Fleisches notwenig war. Jetzt fragt sich aber mancher Leser, wieso hier einen Pinot Noir dazu? Da war ich mir anfangs ach nicht so wirklich sicher, ob der die kräftige Sauce würde begleiten können, aber durch den älteren Jahrgang aus 2012 und eine sehr feine Struktur konnte der Wein hier eine ausgezeichnete Rolle neben dem Fleisch und der Sauce spielen.
Das Finale gab es dann mit dem Dessert, der wie folgt lautete:
Krokanttörtchen, Haselnuss, Tahiti Vanille und Williams Christ Birne. Die Birnenspalten werden also in einer kleinen Pfanne in Butter glasiert, welche dann auf die Haselnußsauce auf dem T<eller von Hering, Serie Alif angerichtet werden.
Auch hier paßte für meine Begriffe der Pinot Noir noch ganz gut. Die kühle Haselnußsauce mit den warmen Birnenspalten paßten sehr fein zu den Krokanttörtchen, welche einen deftigen und runden Abschluss zu diesem Menü bildeten.
Fazit: Eine runde Sache mit einem 4-Gänge Menü, welches alle Seiten zufrieden und satt gemacht hatte. Ein toller Versuch, so eine Gourmet-Box einmal verkostet zu haben. Aber ganz ehrlich habe ich am Schluß zu meinem Gast gesagt, wenn ich die Wahl hätte, würde ich sofort, wenn die Lokale wieder öffnen dürfen Sie ins Esszimmer lieber direkt einladen und einen Abend dort am Tisch genießen, mit Service, vielleicht auch noch weiteren Freunden am Tisch, guten Gesprächen und einem besseren Gefühl für die Küche von Bobby Bräuer aus der Original-Location in der BMW-Welt.